Dass an der Fachschule Gmünd großer Wert auf aktuelle Themenvermittlung gelegt wird, zeigte erst kürzlich ein Expertenvortrag über Mehlwürmer in der Lebensmittelindustrie.
Im Rahmen des Betriebswirtschaftsunterrichts der Fachschule war am 15.3.23 Europas größter Lebensmittelmehlwurmproduzent zu Gast. Andreas Koitz von PrimeInsects züchtet seit mittlerweile sechs Jahren in Bad St. Leonhard im Kärtner Lavanttal biologische Mehlwürmer. Auf 65 Quadratmetern produziert er 500 kg Mehlwürmer pro Monat. Seine Produktpalette reicht von puren gerösteten Mehlwürmern über schokolierte Mehlwürmer bis zu Müsliriegeln und Brotbackmischungen. Selbst der Kot der Tiere wird als Dünger vermarktet.
Im Vordergrund des Vortrages stand jedoch, Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Qualität in der Ernährung zu schaffen. Dass gerade bei diesen Themen der Mehlwurm als hochwertiger Proteinlieferant eine Alternative zu konventioneller Ernährung sein könnte, wird aufgrund der damit verbundenen Abneigung von den meisten Österreichern und Europäern nicht in Erwägung gezogen. Weltweit verzehren hingegen 5 Mrd. Menschen regelmäßig Insekten.
„In unserer Kultur isst man einfach keine Würmer.“ Dieser verfestige Glaubenssatz sowie das Bild vom krabbelnden Wurm stellten beim Verkosten auch bei den Schüler*innen anfangs „Berührungsängste“ dar. Der Mehlwurm schmeckt grundsätzlich nussig. Je nachdem, was er frisst, verändert sich sein Geschmack. So können sie sogar durch Verfütterung von Chili scharf schmecken. Das Protein der Mehlwürmer wird im Vergleich zu anderen Eiweißquellen sehr gut vom Körper aufgenommen. Der Proteingehalt von Koitz‘ Mehlwürmern beträgt 60 %.
In der EU haben bisher vier Insekten die Zulassung als Lebensmittel erhalten. Der Mehlwurm machte dabei im Mai 2021 den Anfang. Erst im Jänner 2023 erteilte die Europäische Kommission die Zulassung für teilweise entfettetes Pulver aus der Hausgrille. Durch TV-Auftritte von Andreas Koitz bei Vera und in Thema im Februar 2023 fand PrimeInsects nun auch seinen Weg in die Fachschule Gmünd.